2020-04-20
Das Ego ist der beste Geschichtenerfinder
Wenn wir zum Beispiel vor einer unangenehmen oder beängstigenden Aufgabe stehen, macht das Ego das, was es am besten kann. Es erfindet Geschichten. Wilde Geschichten von möglichen Szenarien, die diese Aufgabe nach sich ziehen könnte. Wir werden aus dem Hier und Jetzt in eine Zukunft katapultiert, von der wir nicht wissen können wie sie aussieht. Dieses Erfinden kostet uns eine Menge Kraft, es kann uns regelrecht paralysieren. Und wenn das nicht reicht, würzt das Ego noch mit eigenen Mustern wie Selbstabwertung, Selbstmitleid, Mangeldenken etc. kräftig nach.
Hilfreiche Menschen oder Lösungen im Jetzt können wir gar nicht mehr erkennen. Stattdessen verstricken wir uns immer mehr in diesen Geschichten. Manchmal, im Nachhinein, machen wir uns über uns selbst lustig, dass wir uns im Voraus schon so verrückt gemacht haben. Aber auch hier erkennen wir oft nicht, dass wir eigentlich dem Ego auf den Leim gegangen sind.
Wenn du wieder mal in der Situation bist, wo sich Szenarien vor dir auftürmen, sage einfach mal laut:
“Ich erfinde gerade alle möglichen Geschichten”.
Wenn das Ego gleich wieder mit …ja, aber… dies und das kann passieren…. anfängt, wiederhole den Satz ruhig so lange bis Ruhe einkehrt. Mit der Zeit und etwas Übung wirst du schon nach dem ersten Satz merken, wie du wieder im Hier und Jetzt angekommen bist. Es bringt dich in die Rolle des Beobachters. Du wirst bemerken, was diese erfundenen Geschichten mit deinem Wohlbefinden anrichten. Du kannst die Aufgabe als das erkennen, was sie ist. Eine Aufgabe. Sie muss dir nicht gefallen und du brauchst sie auch nicht toll finden, aber sie ist lösbar. Dadurch dass dir der Blick nicht mehr von irgendwelchen Geschichten verstellt wird, kannst du auch Lösungen oder Wege sehen und es fallen dir vielleicht Menschen ein die du um Hilfe oder Rat bitten kannst. Mit der Zeit wird sich auch neues Selbstvertrauen einstellen und du wirst souveräner mit einer anderen Situation umgehen können. Du wirst dir dann in dieser vielleicht mit einem Lächeln sagen können: “Hui, heute erfinde ich aber wieder wilde Geschichten”.
Die Rolle des Beobachters kannst du jederzeit im Alltag üben. Das Ego ist ein unendlicher Quell neuer Geschichten. Wenn du es zum Beispiel eilig hast von A nach B zu kommen und du dir ausmalst was alles passieren könnte wenn du dich verspätest. Oder “bestimmt sind wieder an allen Kassen lange Schlangen…”. Dieses Üben und Erkennen stimmt dich gnädiger mit dir selbst und anderen. Wir sind alle Lernende.
Eva - 07:54:01 @ Allgemein | 1 Kommentar
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Anette
Hallo Eva, finde ich ganz toll geschrieben und ich wende es immer wieder an. Vielen Dank dafür.😊
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