2020-04-23
Wir kennen ihn, diesen kleinen Scharfrichter auf unserer Schulter, der uns präzise, messerscharf verurteilt und uns in ungesunde Stimmungen versetzt. Der uns erzählt, wir sind mal wieder nicht gut genug, schlank genug, jung genug, kreativ genug, klug genug… wir sind ungenügend.
Dieser kleine Geselle macht uns das Leben schwer. Er tarnt sich gut durch Gewohnheit und Verhaltensmuster. Was uns von kleinauf bewusst oder unbewusst eingetrichtert wurde, unser Ungenügen, haben wir angenommen. Sofern wir nicht das Glück hatten Menschen zu begegnen die einen das eigene Vollkommensein bestätigten. Irgendwann im Leben haben wir ihn uns auf die Schulter gesetzt und damit akzeptiert was uns von aussen eingetrichtert wurde. Jetzt sind wir schon lange groß und er sitzt immer noch da. Das Gute ist, wir können ihn domestizieren oder und irgendwann feuern. Denn er ist nur ein Sprachrohr für die Verletzungen aller Art die uns und widerfahren sind. Diese wollen gehört und wertgeschätzt werden.
Wenn wieder mal diese innere Richterstimme in dir spricht dass du nicht gut genug bist, etwas nicht kannst, etc., dann höre genau hin. Höre zu was sie zu sagen hat. Lass dich nicht in diese Stimmung führen in der sie dich haben will. Atme tief ein und aus. Dann frag laut oder im Innen:
„Wer spricht denn da?“
Durch diese Frage gehst du wieder in den Beobachter. Dein kleines Richterlein ist schockiert, sein Monolog wurde unterbrochen. Es wird still in dir. Du spürst vielleicht wie miese Stimmung sich plötzlich in Luft auflöst. Das kann für eine Weile anhalten. Irgendwann fängt diese Stimme wieder an zu richten. Dann frage wieder nach. Du kannst das für einige Tage üben bis du sicherer bist. Ein nächster Schritt wäre zu schauen wo du im Körper Resonanz findest. Setzt dich ruhig hin, atme tief ein und aus.
Dann spüre in deinen Körper. Kannst du verorten wo die Verteilung herkommt? Zum Beispiel als Druck im Magen, Brennen in einem Bein, im Genick oder einem Finger? Wenn du die Stelle hast, stelle die Frage nochmal.
„Wer spricht denn da?“
Habe Geduld mit dir. Es kann manchmal eine Weile dauern, je nachdem wie tief das sitzt und wie alt es schon ist. Doch es wird geantwortet. Vielleicht tritt ein inneres Kind hervor oder es erscheint eine Episode aus deinem Leben in der du verletzt wurdest., vielleicht träumst du in der Nacht… es zeigt sich in vielen Varianten. Übe mit Geduld und ohne Druck. Es macht dich aufmerksamer gegenüber deinen inneren Monologen und du kommst immer öfter in die Rolle des Beobachters der hinterfragen kann. Du kannst einen richtigen Dialog entstehen lassen.
In der Arbeit mit Klienten nutze ich situativ u.a. diese Übung um Blockaden zu finden und aufzulösen.
Eva - 06:50:57 | Kommentar hinzufügen
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